Wie sonderbare Stichproben unsere Vorstellung der Menschheit beeinflussen

HELENE KÜHN. Wenn du das hier liest, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du weird bist. Bevor du denkst, ich verurteile dich: diese Abkürzung steht im Englischen für Western, Educated, Industrialized, Rich und Democratic und wurde von Joseph Henrich und seinen Kolleg:innen geprägt. Henrich argumentiert, dass wir weird beziehungsweise im Deutschen sonderbar und damit als Standardversuchspersonen nicht gut geeignet seien, um repräsentativ für den Homo sapiens zu stehen.
Was hat uns weird gemacht? Und wie wirkt sich unsere Sonderbarkeit auf die psychologische Forschung aus?

    Wenn wir Studienergebnisse analysieren und diskutieren, möchten wir diese am liebsten generalisieren. Schließlich klingt es besser und sinnvoller, wenn wir mit unserer Arbeit Erkenntnisse über die Menschheit als Ganzes erhalten.

    Aber wen untersuchen wir meistens? Kommiliton:innen aus der Psychologie, oft Anfang 20, oft weiblich, meistens Rechtshänder:innen, … Kurz: eine relativ homogene Stichprobe. Laut einer Untersuchung nutzen psychologische Studien zu 96% sonderbare Menschen, obwohl diese nur 12% der Weltbevölkerung ausmachen. Dabei sind 68% der Versuchspersonen aus den USA, und auch bei den Erstautor:innen handelt es sich zu 73% um Forschende amerikanischer Universitäten. Außerdem sind weit über die Hälfte der Studienteilnehmenden Psychologiestudierende aus dem Bachelor [4].

    Daraus ergeben sich zwei Probleme. Erstens: Verhaltenswissenschaftliche Ergebnisse basieren auf Untersuchungen einer wenig diversen Gruppe von Menschen, das heißt es gibt einen Sample Bias. Zweitens: Verhaltenswissenschaftler:innen gehen davon aus, dass alle Menschen zumindest ähnliche kognitive und affektive Prozesse aufweisen und dass ihre Ergebnisse allgemeingültig sind, sodass sie damit das Verhalten der Menschheit, oder des Homo sapiens, erklären können.

    Begeben wir uns zu den Anfängen des Homo Sapiens. Ursprünglich lebten wir in kleinen Gruppen von Jäger:innen und Sammler:innen. Dabei waren Familienbünde am wichtigsten; es gab keine Schulen, Regierungen oder andere Institutionen und jede Gruppe sorgte selbst für ihr Überleben. Die Menschen legten jeden Tag weite Strecken zu Fuß zurück, aßen insgesamt weniger und tätigten wesentlich mehr körperliche Arbeit.

    Im Vergleich dazu ist die Umwelt, in der wir heute aufwachsen, mit ihren ergonomisch geformten Stühlen, Autos und fertigem Essen aus dem Supermarkt sehr ungewöhnlich und weit entfernt von unserem Ursprung. Wir sind westlich, gebildet, industrialisiert, reich und demokratisch und haben nur noch wenig mit unseren Vorfahren gemeinsam – geschweige denn mit nicht-sonderbaren Menschen, auf die diese Eigenschaften nicht zutreffen, die aber den Großteil der Weltbevölkerung ausmachen.

    Es gibt einige Aspekte, die uns sonderbar gemacht haben. Dazu gehören eine Veränderung im Denken über Zeit, Arbeit, Pünktlichkeit und Geduld, sowie eine Entwicklung bestimmter Dispositionen und eines einheitlichen „Ichs“, aber auch religiöse Einflüsse, Veränderungen von Familienstrukturen, und selbst klimatische Faktoren.

    Um nur ein Beispiel zu nennen: Im europäischen Spätmittelalter traten die ersten mechanischen Uhren auf, verbreiteten sich rasant bis in die meisten Kirchen und/oder Rathäuser und bestimmten von da an den Alltag. Dazu zwei interessante Fakten: Erstens, wir sind versessen darauf, Zeit zu sparen, und verbringen den ganzen Tag damit, auf die Uhr zu schauen. Das ist in Jäger- und Sammlerkulturen nie der Fall gewesen. Zweitens, unsere sonderbare Zeitpsychologie lässt sich beobachten, indem man die Gehgeschwindigkeit in verschiedenen Ländern unauffällig betrachtet. Durchschnittlich gehen Menschen in sonderbaren Ländern 30% schneller als in nicht-sonderbaren Regionen. Je sonderbarer ein Land, desto schneller gehen seine Bewohner:innen. 

    Mit der Erfindung der mechanischen Uhr veränderte sich auch die Arbeit: Stundenlöhne wurden eingeführt, Pünktlichkeit gewann an Wichtigkeit und Arbeit wurde insgesamt effizienter. So gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Einführung der Uhr und dem wirtschaftlichen Wachstum. Der Wohlstand trat dabei erst einige Generationen später ein, da es eine Weile dauert, bis das Denken und Handeln von Personen sich anpasst.

    Anpassungen im Verhalten und die Entwicklung unterschiedlicher Kulturen hatte auch neuroanatomische Folgen. Zu den Veränderungen gehört unter anderem eine Verdickung des Corpus Callosum, eine Verlagerung der Gesichtserkennung in die rechte Hemisphäre, sowie eine Reduktion der Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, und die Entwicklung des Broca-Areals aus dem präfrontalen Kortex. All diese Umformungen führen unter anderem dazu, dass du diesen Text gerade lesen kannst. Beim Lesenlernen entstehen Netzwerke, die es uns dann ermöglichen, Zeichen als Buchstaben zu erkennen und diese zu Wörter zusammenzusetzen, zumindest solange es sich um ein Alphabet handelt, mit dem man vertraut ist. Das geschieht  automatisch und unbewusst, ob wir das gerade wollen oder nicht.

    Ein Beispiel für eine veränderte Verarbeitung von Stimuli aufgrund kultureller Einflüsse, ist die rechtshemisphärische Tendenz bei der Gesichtserkennung. Versuchspersonen an westlichen Universitäten zeigten. Das Ergebnis wurde so oft an westlichen Universitäten repliziert, dass man schloss man, dies stelle ein allgemeines Merkmal des Menschen dar. Jedoch handelt es sich mehr um ein Nebenprodukt der Alphabetisierung, die zu neuroanatomischen Veränderungen führte und die sich vor allem in sonderbaren Ländern ausbreitete. Breit alphabetisierte Gesellschaften gab es vor einigen hundert Jahren noch nicht, sodass sich auch unsere Neuroanatomie von unseren Vorfahren unterscheidet. 

    Das Problem, das sich hierbei ergibt, ist zwar eher eine Missachtung des Bildungsstandes (schließlich gibt es auch heute noch eine relativ hohe Zahl nicht-alphabetisierter Menschen) als ein Unterschied zwischen sonderbaren und nicht-sonderbaren Personen, zeigt jedoch, dass kulturelle Einflüsse das Gehirn verändern können und einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf Studienergebnisse und Annahmen über das menschliche Gehirn haben. 

    Verschiedene Entwicklungen haben uns zu dem gemacht, was wir Sonderbaren heute sind:  individualistisch, selbstverliebt, kontrollorientiert, nonkonformistisch und analytisch. Damit unterscheiden wir uns nicht nur erheblich von unseren Vorfahren, sondern auch von nicht-sonderbaren Menschen, die laut der Argumentation von Henrich und Kolleg:innen eher dem ursprünglichen Homo sapiens ähneln.

    Im Folgenden einige Beispiele 

    Räumliche Wahrnehmung

    Abhängig von der Sprache werden Wege, das Farbspektrum oder die Mengen von Objekten auf bestimmte Arten und Weisen beschrieben. In indo-europäischen Sprachen geschehen diese räumliche Beschreibungen egozentrisch, das heißt, ein Ort oder Objekt wird relativ zum Selbst betrachtet. Fast sämtliche anderen Sprachen haben eine allozentrische Sichtweise, das heißt, entweder sind die Beschreibungen geozentrisch (also ausgehend von Himmelsrichtungen) oder objektzentriert (also ausgehend von einem Koordinatensystem um das Objekt). In einer Studie, die niederländische und Tzeltal-Muttersprachler:innen vergleicht, wurde den Versuchspersonen an einem Tisch ein Pfeil gezeigt, der entweder nach rechts (Richtung Norden) oder nach links (Richtung Süden) zeigte. Dann sollten sie sich um 180 Grad drehen und sahen auf einem zweiten Tisch zwei Pfeile, einer der nach links (Richtung Norden) und einer der nach rechts (Richtung Süden) zeigte. Die Aufgabe war es zu bestimmen, welcher der beiden Pfeile dem Pfeil des ersten Tisches entsprach. Abhängig von ihrer Muttersprache antworteten die Niederländer:innen relativ, und die Teltzal-Sprachler:innen absolut. Die relative Lösung ist der Pfeil, der auf beiden Tischen ausgehend von einem selbst nach rechts zeigt; die absolute Lösung der Pfeil, der auf beiden Tischen nach Norden zeigt.

    Laut einer weiteren ähnlichen Studie, die verschiedene Affenarten und vierjährige europäische Kinder vergleicht, zeigen auch kleine Kinder egozentrischer Sprachen eine allozentrische Orientierung, wobei diese „überschrieben“ wird, sobald sie ihre Sprache besser beherrschen [2].

    Analytisch vs. Holistisch

    Sonderbare Menschen denken eher analytisch, nicht-sonderbare eher holistisch. Auf analytischer Ebene werden Objekte von ihrem Kontext distanziert und Verhalten wird auf Basis von Regeln oder Kategorien erklärt und vorhergesagt. Im holistischen Denken wird der Kontext als Ganzes betrachtet, und Dinge oder Verhalten werden auf Basis von Beziehungen zueinander erklärt und vorhergesagt. Prinzipiell sind wir zwar zu beidem fähig, aber unsere Präferenz ergibt sich aus unserer Kultur und unseren Erfahrungen. Wenn beispielsweise Eigenschaften einer Person in einer Situation beschrieben werden sollen, würden analytisch denkende Menschen eher die Person unabhängig von der Situation betrachten und davon ausgehen, dass die Eigenschaften stabil sind. Holistisch denkende Menschen würden argumentieren, dass die Situation die Eigenschaften der Person kontrolliert und dass sie veränderbar sind. Eine Situation zu ignorieren und nur auf Dispositionen zu fokussieren ist ein Ergebnis, dass so oft repliziert wurde, dass man es als „fundamental attribution error“ bezeichnete und daraus schloss, dass es ein allgemein menschliches Verhalten sei.

    Seinen Ursprung hat dies in Unterschieden in der Selbstdefinition: independent (sonderbar) oder interdependent (nicht-sonderbar), also Fokus auf eigene Fähigkeiten oder Fokus auf die Rolle in der Gruppe.

    Individualismus vs. Kollektivismus

    Den Satz „Ich bin ____“ vervollständigen sonderbare Menschen eher mit so etwas wie „Ich bin neugierig“ oder „Ich bin Lehrerin“, jedoch selten mit „Ich bin Sabines Sohn“. Wir fokussieren uns auf unsere Eigenschaften und Leistungen statt auf unsere Beziehungen und soziale Rollen. Unsere eigenen Überzeugungen sind uns wichtiger als die Anpassung an Autoritätspersonen. Wir wollen möglichst eigene Meinungen und Entscheidungen treffen, egal ob diese konform sind mit der Gesellschaft oder nicht.

    Im Gegensatz dazu ist in kollektivistischen Gesellschaften das Kollektiv am wichtigsten, das heißt das Wohl der Gruppe. Die Menschen identifizieren sich als Teil einer Gruppe, zum Beispiel über ihre Rolle in der Familie oder der Gesellschaft. 

    Außerdem tritt in individualistischen Gesellschaften eher das Gefühl der Schuld in den Vordergrund, während kollektivistische Gesellschaften eher Scham empfinden. Schuld tritt bei uns oft auf, wenn wir das Gefühl haben, nicht den individuellen Normen zu entsprechen, während sich Personen schämen, weil sie gegen soziale Normen verstoßen.

    Auf Individualismusskalen liegt die USA an einem Extrem, Japan und Deutschland befinden sich eher mittig, und China befindet sich am unteren Ende, ist also am kollektivistischsten im Ländervergleich. 

    Konformitätseffekt

    In dem bekannten Experiment von Solomon Asch werden Teilnehmenden eine Referenzlinie sowie drei weitere Linien vorgelegt. Die Aufgabe ist zu bestimmen, welche der drei Linien der Ziellinie entspricht, also dieselbe Länge hat. Die Versuchsperson geht dabei zusammen mit drei weiteren Personen in einen Raum, wobei sie nicht weiß, dass die anderen Kompliz:innen des Versuchsleiters sind. Bei vorher festgelegten Trials geben alle drei Kompliz:innen dieselbe falsche Antwort, bevor die tatsächliche Versuchsperson antworten muss. Ist die Versuchsperson allein, gibt sie in 98% der Fälle die richtige Antwort. Sind die anderen drei Personen dabei, muss sie die Meinung der anderen ausblenden und ihrer eigenen Wahrnehmung trauen, um die richtige Antwort zu geben. Wie oft sie das tut, wird als Konformitätseffekt bezeichnet, und dieser unterscheidet sich beträchtlich zwischen Kulturen: Sonderbare Teilnehmende lassen sich kaum in ihrer Antwort beeinflussen, während sich nicht-sonderbare Teilnehmende eher konform verhalten. Dabei ergibt sich eine negative Korrelation zwischen der Konformität und dem Individualismusindex eines Landes.

    Entscheidungen

    Generell ist es Menschen wichtig, Entscheidungen treffen zu können und Auswahlmöglichkeiten zu haben. Allerdings gibt es Differenzen, wie sehr sonderbare und nicht-sonderbare Personen Entscheidungen schätzen. Beispielsweise ziehen es europäisch-amerikanische Kinder vor, an Aufgaben zu arbeiten, die sie sich selber ausgesucht haben, während asiatisch-amerikanische Kinder bei selbst ausgesuchten und von anderen ausgewählten Aufgaben gleich motiviert sind. Auch gibt es nicht überall dieselbe Wahrnehmung von Wahlmöglichkeiten: So haben sonderbare Menschen eher das Gefühl, die Wahl über ihren Job oder andere Dinge im Leben zu haben und treffen eher Entscheidungen, die mit ihren persönlichen Präferenzen übereinstimmen, als nicht-sonderbare.

    Generell sind US-Amerikaner:innen übrigens am äußersten Ende des sonderbaren Kontinuums: In Experimenten finden sie zum Beispiel Wahlmöglichkeiten besser als andere westliche Personen, das heißt sie ziehen es vor, aus 50 statt aus 10 Eissorten zu wählen. 

    Gemeinsamkeiten

    Neben all den Unterschieden sei erwähnt, dass es natürlich auch Gemeinsamkeiten oder zumindest Ähnlichkeiten zwischen sonderbaren und nicht-sonderbaren Menschen gibt. So geben über Kulturen hinweg eher Männer als Frauen an, dass ihnen die Attraktivität ihrer Partnerin wichtig ist, während Frauen eher angeben, dass ihnen Ambition in der Partnerschaft wichtig ist. Außerdem finden sich auch die Fünf Faktoren der Persönlichkeit über Länder hinweg, und sonderbare wie nicht-sonderbare Menschen „bestrafen“ Trittbrettfahrer:innen in Studien, das heißt, dass Spieler:innen, die wenig zum Erfolg beitragen, weniger Geld gegeben wird.

    All die aufgeführten Experimente kommen zu dem gleichen Schluss: das Verhalten, das bei US-amerikanischen Studierenden (oder anderen sonderbaren Menschen) beobachtet wurde, ist für die Menschheit repräsentatives Verhalten. Lange ging man auch davon aus, da die Ergebnisse vielfach repliziert wurden (natürlich mit ähnlichen Stichproben von Universitäten). Darauf aufbauend wäre es logisch zu schlussfolgern, dass sich Menschen selten konform verhalten, dass sie individualistisch sind und sich mehr auf eigene Leistungen als auf Beziehungen konzentrieren, dass Kinder allozentrisch und Erwachsene egozentrisch denken. Wie wir gesehen haben, stimmt das jedoch nicht. Es handelt sich vielmehr um sonderbares Verhalten, das von anderen Bevölkerungsgruppen sowie von unseren Vorfahren so nicht gezeigt wird und wurde. Damit ist die Standardstichprobe nicht repräsentativ für die Spezies, sondern sie stellen sogar die Ausreißer dar und sind somit eine der am wenigsten geeigneten Populationen, um Ergebnisse zu generalisieren. Außerdem führt es dazu, dass in Studien untersuchte Themen limitiert sind (und Themen wie Rituale und Polygamie, die bei uns nicht so sehr verbreitet sind, weniger untersucht werden). Gering ausgeprägte Verhaltensweisen oder Dispositionen (wie zum Beispiel Konformität) können in sonderbaren Menschen auch nur schlecht erforscht werden können.

    Neben der Psychologie findet sich das Problem auch in anderen Bereichen: Neurowissenschaftler:innen sind ebenfalls anfällig für denselben Bias, schließlich nutzen sie vorwiegend sonderbare Gehirne für ihre Forschung (Chiao & Cheon, 2010). 90% der neurowissenschaftlichen Studien stammen von westlichen Universitäten und Instituten. Das ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass die Technologien zum einen noch relativ neu sind, zum anderen so teuer, dass sie nicht für alle Forschenden zugänglich sind.

    Unterschiede gibt es nicht nur in der Anatomie, sondern auch in der Hirnaktivität, zum Beispiel zwischen sonderbaren und ostasiatischen Personen. Sonderbare Menschen zeigen unterschiedliche Aktivität im medialen Präfrontalkortex, wenn sie über sich selbst oder über enge Freunde/Verwandte nachdenken, während Personen aus Ostasien diesen Unterschied in der Aktivität nicht zeigen. Im Bereich der Hirnforschung fehlen zwar noch viele Studien, um weitere spezifische Aussagen treffen zu können, allerdings gilt es als relativ sicher, dass es Unterschiede gibt, ob aufgrund von kulturellen, behavioralen oder anderen Umweltfaktoren.

    Selbst bei der Verwendung von Schimpansen als Versuchstiere gibt es einen Bias [5]. Sie haben auch ihr eigenes Akronym: BIZARRE (raised in Barren, Institutional, Zoo, And Other Rare Rearing Environments). Bizarre Schimpansen zeigen ebenfalls Verhaltensweisen, die sehr unterschiedlich von ihren Artgenossen in Freiheit sind. Dennoch gibt es auch viele Erkenntnisse aus der Psychologie, die auf Experimenten mit bizarren Schimpansen oder anderen Tieren basieren.

    Das Problem wird weiterhin bestehen, weil wir Experimente sehr oft auf vorherigen Studien aufbauen und Hypothesen aus älteren Forschungsergebnissen ableiten [1]. Dementsprechend vertiefen wir unser Wissen auf Grundlage von Ergebnissen derselben homogenen Stichprobe. 

    Das Ziel des Artikels von Henrich und Kolleg:innen ist vor allem, Verhaltenswissenschaftler:innen auf den Sample Bias aufmerksam zu machen und zu motivieren, ihre Stichproben diverser zu gestalten. Außerdem wird erklärt, wieso sich „unsere“ Psychologie im Laufe der Geschichte so stark verändert hat. Es mag nicht immer das Ziel sein zu generalisieren, die genannten Beispiele mögen Extrembeispiele sein und auch methodische Artefakte mögen eine Rolle spielen. Außerdem kann das Einschließen nicht-sonderbarer Gruppen schon an der Finanzierung scheitern, oder an der Tatsache, dass Journals mehrere Studien oder große Stichproben fordern, was wesentlich einfacher zu erreichen ist, indem man Studierende rekrutiert. Dementsprechend handelt es sich auch um ein institutionelles Problem und nicht nur um einen fehlenden Willen von Seiten der Forscher:innen. Allerdings gibt es Möglichkeiten, auch außerhalb der Universitäten Versuchspersonen zu rekrutieren, wie es in anderen Disziplinen durchaus üblich ist. 

    Im ersten Schritt ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass es einen Sample Bias gibt, um dann zu versuchen, etwas zu verändern, mit dem Ziel in Zukunft menschliches Verhalten umfassender erklären zu können.