ORGANISATION: LYDIA RICHTER; AUTORINNEN: LYDIA RICHTER, HELENE KÜHN, JULIA ROGGENBUCK. Nicht selten sind wir erstaunt, wie breit gefächert viele Forschungsgebiete doch sind und zu welchen Themen es alles Studien gibt. Das haben wir auch bei unseren Recherchen zum Thema Ernährung festgestellt und eine spannende Auswahl an Studienergebnissen zu Staunen und Schmunzeln zusammengetragen – natürlich alles andere als vollständig!

Vitamine gegen Gewalt
In einem Gefängnis konnten antisoziale Verhaltensweisen bemerkenswert reduziert werden, indem der gewöhnliche Speiseplan für sieben Tage mit einer physiologisch angemessenen Zufuhr an Vitaminen, Mineralien und essentiellen Fettsäuren ergänzt wurde.[1]

Das perfekte Essen fürs erste Date
Laut einer Studie zur “Embodied Cognition” bewerteten Frauen, die einen würzig-scharfen Snack zu sich nahmen, im Vergleich zu Frauen, die einen süßen Snack verzehrten, Männergesichter als attraktiver und zeigten ein höheres romantisches Interesse an diesen Männern. Das wurde damit erklärt, dass Wörter wie scharf oder heiß auch mit körperlicher Attraktivität assoziiert werden.[2]

Psychische Erkrankung und Vegetarismus
Einiges deuten darauf hin, dass sich Vegetarier:innen einer besonders guten physischen Gesundheit erfreuen.[3] Doch wie sieht es mit der psychischen Gesundheit aus? In diesem Fall gibt es Hinweise auf einen gegenteiligen Zusammenhang. Laut einer Studie weisen Vegetarier:innen eine erhöhte Prävalenzrate verschiedener psychischer Störungen auf. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Erleben einer psychischen Störung die Wahrscheinlichkeit erhöht, sich für eine vegetarische Ernährung zu entscheiden.[4]

Mit Achtsamkeit den Schokoladenkonsum reduzieren 
Laut einer experimentellen Studie zu zwei unterschiedlichen Übungen für achtsames Essen konsumierten die Teilnehmenden der zwei Achtsamkeitsgruppen direkt im Anschluss deutlich weniger Schokolade als die Teilnehmenden der Kontrollbedingung. Hinsichtlich der Zufriedenheit und dem Wunsch der Teilnehmenden, mehr Schokolade zu konsumieren, zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede.[5]

Empfänglichkeit für Lebensmittelwerbung sagt Gewichtszunahme bei Erwachsenen vorher
Viele längsschnittliche Studien belegen Zusammenhänge zwischen Lebensmittelwerbung im Fernsehen und Gewichtszunahme. Der Mechanismus hinter diesem Effekt könnte in Hirnarealen liegen, die für das Verarbeiten von Belohnung zuständig sind. Yokum et al. (2014) fanden eine positive Korrelation zwischen der Aktivität im Striatum bei Lebensmittelwerbung und der Gewichtszunahme ein Jahr später.[6]

Zusammenhang zwischen Übergewicht im mittleren Alter und kognitiver Abnahme
Eine fettreiche Ernährung im mittleren Alter wird mit späteren kognitiven Defiziten assoziiert. In Studien zeigten Teilnehmende schon nach wenigen Tagen, in denen sie eine high fat diet konsumierten, schlechtere Leistungen im Arbeits- und episodischem Gedächtnis. Personen, die sich dauerhaft fettreich ernähren und übergewichtig sind, haben später ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Der Mechanismus dahinter wird in der aus langkettigen Fettsäuren resultierenden möglichen Neuroinflammation im Hippocampus vermutet.[7]

Persönlichkeitseigenschaften und Ernährungsentscheidungen
Persönlichkeitseigenschaften können die Art der Ernährung beeinflussen, inklusive ob wir uns gesund oder ungesund ernähren. Sie beeinflussen auch die Neigung, die eigene Ernährung zu ändern. Personen mit höheren Scores bei Neurotizismus und Alexithymie (Unfähigkeit, Emotionen zu erkennen und zu beschreiben) zeigen eher ein ungesundes Essverhalten (z. B. hoher Zuckerkonsum, weniger Gemüse und Obst). Personen, die sich vegan ernähren, haben höhere Scores in Offenheit.[8]

Quellen
[1] Gesch, C. B., Hammond, S. M., Hampson, S. E., Eves, A., & Crowder, M. J. (2002). Influence of supplementary vitamins, minerals and essential fatty acids on the antisocial behaviour of young adult prisoners: Randomised, placebo-controlled trial. The British Journal of Psychiatry, 181(1), 22-28.
[2] Miska, J., Hemmesch, A. R., & Buswell, B. N. (2018). Sugar, Spice, and Everything Nice: Food Flavors, Attraction, and Romantic Interest. Psi Chi Journal of Psychological Research, 23(1).
[3] Marsh, K., Zeuschner, C., & Saunders, A. (2012). Health implications of a vegetarian diet: a review. American Journal of Lifestyle Medicine, 6(3), 250-267.
[4] Michalak, J., Zhang, X.C. & Jacobi, F. Vegetarian diet and mental disorders: results from a representative community survey. Int J Behav Nutr Phys Act 9, 67 (2012).
[5] Mantzios, M., Skillett, K., & Egan, H. (2019). Examining the effects of two mindful eating exercises on chocolate consumption: An experimental study. European Journal of Health Psychology, 26(4), 120–128.
[6] Yokum, S., Gearhardt, A. N., Harris, J. L., Brownell, K. D., & Stice, E. (2014). Individual differences in striatum activity to food commercials predict weight gain in adolescents. Obesity, 22(12), 2544-2551.
[7] Spencer, S. J., Korosi, A., Layé, S., Shukitt-Hale, B., & Barrientos, R. M. (2017). Food for thought: how nutrition impacts cognition and emotion. npj Science of Food, 1(1), 7.
[8] Esposito, C. M., Ceresa, A., & Buoli, M. (2021). The association between personality traits and dietary choices: a systematic review. Advances in Nutrition, 12(4), 1149-1159.